Carbonhalter/Hitzeschutz für HEBO Kupplung

Die Technik FAQ - Sammlung der informativsten Threads. Hier könnt Ihr Tips geben, NICHT danach fragen!
Antworten
Xilef

Beitrag von Xilef »

Hallo DR-treiber,
da sich der Nehmerzylinder (im Folgenden: NZ) der hydraulischen Kupplungsbetätigung von Hebo ohne etwas größeren Aufwand nicht sehr aufgeräumt montieren lässt und ich gerade eh auf dem Carbontrip bin, habe ich mich dafür entschieden einen Halter aus Carbon für den Zylinder zu basteln, der gleichzeitig als Hitzeschutz fungiert.
Nachfolgend erkläre ich meine Vorgehensweise sowie meine Erfahrung bzw. das angelesene Wissen mit dem Umgang des Verbundwerkstoffes CFK (Kohlefaserverstärkter Kunststoff).
Zu Beginn sollte natürlich erstmal der NZ sauber montiert werden, welche Teile man dabei genau nimmt ist leicht herauszufinden, dabei muss man eben etwas herumprobieren. Optimalerweise steht der NZ nach dem Anbau ganz knapp an der Holschraube der Ölleitung an, wie in der Abbildung gut zu erkennen. Die Gummihülsen habe ich dabei etwas gekürzt, unter dem Gummi befindet sich ein ganz kurzes Stück der mitgelieferten Seilzughülle, die die beiden Metallstücke verbindet!

Nun richtet man den NZ so aus, dass er so weit wie möglich vom Krümmer entfernt ist, dabei auch auf den Verlauf der Stahlflexleitung achten! Da bei meiner Kupplung eine längere Leitung dabei war, hat es bei mir im Winkel wie in der Abbildung zu sehen gut funktioniert.

Sobald die optimale Position des NZ geklärt ist, bastelt man sich zuerst aus Pappe ein grobes Muster, dass man dann nach und nach zu einer sauberen Schablone mit der entgültigen Form, werden lässt. Sah bei mir dann so aus, wobei das nicht die entgültige Form ist!

Als Aufnahmepunkte habe ich die rechte Befestigungsschraube der Führung des Kupplungszuges und die Schraube des Kupplungsdeckels rechts daneben gewählt. Im Nachhinein ist mir erst aufgefallen, dass es evtl. problematisch werden könnte, die Schraube (der Führung), die bekanntlich mit zwei Dichtungen versehen ist in Verbindung mit dem Carbon wieder dicht zu bekommen. Nach ca. 300km ist es aber noch immer dicht! Um ganz sicher zu sein würde ich nun trotzdem eher ein Loch in die Führung bohren, ein Gewinde eindrehen und daran das Carbonteil befestigen!
Die Schablone überträgt man dann auf ein dünnes Stück Alublech mit ca. 0,5mm stärke (oder ähnliches, Alu ist jedenfalls leicht zu bearbeit). Es sollte eben nach dem Biegen seine Form behalten. Die zurechtgestutzte Aluform schraubt man dann an zuvor festgelegter Stelle fest und biegt sie grob so zurecht, dass es schlicht an allen Ecken passt. Dabei auf den Abstand zum Krümmer und die spätere Position des NZ achten! Hilfreich sind ein Schraubstock, Kombizange und ein Rohr, mit dem man gut den leichten Radius gebogen bekommt!
Die Aluform kann dann so ähnlich aussehen:

Wenn die Form dann zu 100% stimmt und alle Eventualitäten bedacht sind, geht es zum spannenden Teil über, dem Laminieren, wie man das Herstellen von Faserverbundstoffen nennt.

Zunächst zur Materialliste, Empfehlung:
1. Kohlefasergewebe
Das Gewebe findet man am günstigsten, woanders als bei ebay. In der Suche gibt man den Begriff "Kohlefasergewebe" ein und man wird prompt auf ein meist recht umfassendes Angebot geleitet. Da es zum Glück die Option gibt, die Anbieter anzuschreiben kann man natürlich auch direkt nach einem Angebot, evtl. gleich mit Harz fragen. Doch was nehm ich nun?
Ich habe mich eher blind für Gewebe in der Webart Leinen, mit 405 g/qm entschieden. Es gibt außerdem noch die Webart Köper, die sich besser in Rundungen und Ecken legen soll, was ich mir auch gewünscht hätte...
Ich würde für dieses Vorhaben also zu Gewebe in der Webart Köper mit ca. 200 g/qm raten, da mein Gewebe auch etwas schwerer zu verarbeiten war da es doch recht dick gewesen ist. Ob es das Optimum ist, bleibt dahin gestellt, dürfte aber gut funktionieren und allemal besser als bei mir ;).

2. Harz + Härter
Zur Herstellung von CFK eignen sich Epoxid- oder Polyesterharze, die auch in der Industrie am häufigsten benutzt werden. Epoxidharz hat dabei eine längere Topfzeit (so nennt sich der Zeitraum den es braucht bis das Harz nach der Zugabe des Härters beginnt auszuhärten) und ist damit leichter zu verarbeiten. Meine Empfehlung ist also Epoxidharz. Auch hier findet sich bestimmt günstig etwas bei ebay. Epoxidharz wird eigentlich immer mit Härter angeboten, im Zweifelsfall eben fragen, auch was die Eignung für CFK betrifft! Das Mischungsverhältnis etc. ist auf der Verpackung aufgeführt!

3. Sonstiges Material
- Pinsel, da taugen die allerbilligsten aus dem Baumarkt, da sie eh nur einmal verwendet werden können. Ich habe runde Borstenpinsel in der Stärke 6 verwendet. Vor der Benutzung lose Borsten ausreißen, dass sie nicht ins Harz geraten!
- Einweghandschuhe, unabdingbar, denn getrocknetes Harz auf der Haut geht nur mit Schleifpapier ab... und ist bestimmt nicht gesund.
- Kleine Schaumstoffrolle (für Lack) um das Harz besser verteilen zu können ziemlich praktisch.
- Mundschutz, besonders auch beim Schleifen (es entstehen Feinstäube, die wenig mit der Hysterie darum in den Medien zu tun haben ;) ) sehr wichtig! Optimal wäre eine Gasmaske...

Ich denke damit sollte alles da sein, dass es nun endlich ans Laminieren gehen kann.
Zu Beginn trägt man auf die Innenseite der Aluform, auf welcher dann auch laminiert wird ordentlich Auto- oder Bodenwachs als Trennmittel auf und poliert es sauber runter, sonst geht das Harz mit der Form eine fast unlößbare Verbindung ein! Nun noch grob und großzügig überlappend ( fällt nach dem zurechtstutzen recht leicht auseinander) das Gewebe zurechtschneiden. Die Vorarbeiten wären damit geschafft.
Also dann, rein in die Handschuhe, Harz anrühren und die erste Schicht dünn auf die Form auftragen. Dann wird die erste Lage des Gewebes aufgelegt, evtl. leicht mit den Fingern andrücken. Auf die erste Schicht wird dann mit dem Pinsel soviel Harz getupft bis die Faser gut getränkt ist. Man erkennt das daran, dass es eben etwas dunkler wird. Mit dem Tupfen wirkt man im Übrigen Luftbläschen entgegen, die man möglichst vermeiden sollte, dann hat man später eine schön glatte Oberfläche! In der Industrie geht es dabei eher um die Festigkeit... Mit der Schaumstoffrolle kann man nun noch das Harz gleichmäßig verteilen, bevor die nächste Lage folgt. Ich würde zu vier Lagen raten. Die Fasern sollten vor dem Auflegen der nächsten Schicht immer gut getränkt sein, die Fasern sollten aber nicht gerade in Harz schwimmen. Überschüssiges Harz lässt sich nach dem zusammenfügen der einzelnen Schichten mit der Schaumstoffrolle gut herausdrücken und gleichmäßig verteilen, falls es doch mal etwas zuviel geworden ist. Das Harz ist ziemlich ergiebig, also nicht zuviel anrühren, ist ja auch nicht umsonst. Ich hatte bisher fast immer noch gut ein Drittel des Harzes übrig, dass ich angerührt habe... Für den Halter dürften geschätzterweise max. 75ml Harz inkl. Härter reichen. In Rundungen empfiehlt es sich die getränkte Kohlefaser noch etwas mit den Fingern hineinzudrücken. Nun lässt man das Ganze so lange trocknen, wie es auf der Verpackung des Harzes angegeben ist und löst es dann aus der Form. Das ging bei mir recht schwierig. Ich habe mit einem großen Schlitzschraubendreher das Carbonteil von der Form rundherum angelöst und dann mit einem kräftigen Ruck vom Alu befreit.
Wenn es gelungen ist, ein wunderschöner Anblick!!! :clap:
Das überstehende Zeug sägt man nun mit einer Laubsäge (oder Dekupiersäge) etwas gröber heraus. Der Feinschliff erfolgt dann mit einer Feile, Schleifpapier oder wenn es schneller gehen soll eignet sich auch ein Schleifteller für die Bohrmaschine ganz gut. Dazu die Bohrmaschine an einer Werkbank oder wo auch immer befestigen, nun lässt sich das Carbonteil gut darüber führen und sehr einfach bearbeiten. Vorsicht! Der Abtrag kann einen schon überraschen, also am Besten die Bohrmaschine auf die kleinste Stufe schalten und ein feines Schleifpapier benutzen.
Wenn man möchte kann man das Carbonteil noch mit ein paar Schichten Klarlack überziehen, muss man aber nicht. Wenn man sauber gearbeitet hat und die Form richtig glatt war, erhält man auch so eine glänzende Oberfläche!
Das Ganze kann dann so ausschauen:


Auf dem oberen Bild sind ganz gut einige kleine Fehlstellen zu erkennen, die durch leichte Lufteinschlüsse verursacht wurden. Also immer gut tupfen!

Als kleiner Tipp noch zur Materialbeschaffung, Formenbauer oder Modellbauer gehen oft mit Faserverbundstoffen um. In den Gelben Seiten findet sich bestimmt einer in der Nähe.
Man kann sich natürlich auch nach einem offenen Verkauf von Kohlefaser umschauen aber die Preise lassen einen wahrscheinlich erschaudern!

Na dann viel Spaß beim Basteln!

Und wie immer, bei Fragen, fragen!
Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 25 Gäste